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Das Wort hbr.
שבת
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Verb šabôt 'aufhören, ruhen,
stocken'; hiššábét 'verschwinden';
hašbît (kausativ), auch:
'wegschaffen'
Einige Bedeutungen des Verbs sind wohl vom Nomen beeinflusst.
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Nomen
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šabbát f. 'der wöchentliche
Ruhetag, Sabbat'
Pl. šabbátôt; aber
šabbattô 'sein Sabbat'
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Verbalnomen šäbät, das 'untätiges Sitzen'
(zu ישב
jášôb
'sitzen) und 'Abbruch einer Tätigkeit' (zu
שבת
šábôt 'aufhören') bedeuten kann.
Die Bedeutung ist nicht immer klar und einige Stellen sind
unverständlich.
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vorexilische Zeugnisse
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Im Bundesbuch (Ex 23,12) und Kultischen Dekalog (Ex 34,31), beides sehr
alte Texte, wird zwar die Arbeitsruhe erwähnt, aber ohne das Stichwort
Sabbat.
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In der
Festordnung
Ex 12,15 =
Deut
16,4 u. ö. wird gesagt, man solle nach dem Passamahl sieben Tage nur
Matzen essen. Hier ist also ein 7-Tage-Rhythmus bereits in vorexilischer
Zeit bezeugt.
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Der Sabbat ist in vorassyrischer Zeit (vor 722) bezeugt als Feiertag
(Hos 2,13; Jes 1,13) und als Tag, an dem man keine Geschäfte machen (Am
8,15) und keine Lasten tragen darf (Jer 17,21 f).
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2 Kö 4,23, eine Prophetenerzählung aus dem 8 " Ein Gottesmann wird
gebeten, eine Familie zu besuchen. Er wundert sich, weil weder Neumond
noch Sabbat, also kein religiöser Feiertag ist, an dem der Gottesmann
offenbar Hausbesuche machte.
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2 Kö 11,1-12. Ein Priester zettelt am Sabbat einen Putsch an, den die
Wachmannschaft ausführt. Das scheint damals nicht verboten gewesen zu
sein.
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Die
beiden Dekaloge Ex 20,8-11 und Deut 5,12-15 sind unterschiedlich
formuliert, aber gleich aufgebaut: Ermahnung, den Sabbat zu halten - die
alte 7-Tages-Regel - Begründung.
Beide Texte beruhen auf mündlich tradierten priesterlichen
Ermahnungen, die unterschiedlich ausformuliert wurden.
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Neumond und Sabbat
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Hos 2,13 Und ich will ein Ende machen mit allen
ihren Freuden, Festen, Neumonden, Sabbaten und allen ihren Feiertagen.
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Jes 1,13 Neumonde und Sabbate, wenn ihr
zusammenkommt, Frevel und Festversammlung mag ich nicht!
Neumond und
Sabbat sind in beiden Texten Beispiele für Feste.
1 Sam 20,5 zeigt, dass der Neumond im Familienkreis gefeiert wurde.
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Die Bedeutung eines fröhlichen Festtages spricht dagegen, dass der
Sabbat ursprünglich ein Unglückstag war, an dem man am besten gar nichts
tut. Die allgemeine Arbeitsruhe war notwendig, damit man gemeinsam
feiert konnte.
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Der 7. Tag und das 7. und 49.
Jahr
Entsprechend dem Verbot, am 7. Tag zu arbeiten gilt auch in der Thora:
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Brachjahr: im 7. Jahr den Acker brach liegen lassen (Ex 23,10f; Lev
25,1-7; Dt 15,1-11)
Wie dieses Gebot in der vorexilischen Praxis berücksichtig wurde, lässt
sich nicht feststellen.
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Freijahr: im 7. Jahr Schuldknechte freilassen (Ex 21,1-11; Lev
25,39.40; Deut 15,12-17).
Dem
entspricht, dass Jakob zweimal sieben Jahre den Brautpreis für Lea und
Rahel abarbeiten muss (schon Hos 12,14 bekannt).
Jer 34,8-22: König Zedekia (597-587) lässt eine Freilassung für die
Schuldknechte ausrufen. Das wird durchgeführt, anschließend aber
rückgängig gemacht. Jeremia beruft sich auf die Thora und kritisiert den
Wortbruch. - Das liest sich so, als ob die Freilassung etwas Ungewohntes
gewesen wäre, wahrscheinlich erst 622 aufgrund des Deuteronomiums von
Josia eingeführt.
Der
nachexilische Tritojesaja scheint 61,1 darauf anzuspielen.
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Jubeljahr: im 50. Jahr verpfändeten Besitz wieder zurückerhalten
(Lev 25,8-18).
Diese Regelung entspricht der im Buch Ruth erzählten Verpflichtung der
Verwandten, verpfändeten Grundbesitz wieder auszulösen.
Ein
regelmäßiges Brachjahr war für die Landwirtschaft notwendig. Dass
Schuldknechte ihre Schulden in einer festgesetzten Zeit abarbeiten müssen
und dann wieder freikommen, ist gerecht. Die in der Thora angeordnete
Regelung, dass landesweit einheitlich Brache, Freilassung und Rückgabe des
verpfändeten Grundbesitzes erfolgt, ist undurchführbar, wie schon die
biblischen Ermahnungen zeigen. Man hat also im Exil die alten sinnvollen
Bestimmungen entsprechend dem Sabbatgebot in ein unrealistisches
zeitliches Schema gezwängt.
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Nach der
Bibel wurde der Sabbat von Mose eingeführt.
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Dafür:
die biblische Überlieferung
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Der
Dekalog setzt sehr einfache gesellschaftliche Verhältnisse voraus: Die
Eltern sind die höchste Autorität und der Sabbat der einzige Feiertag.
Es gibt also weder Staat noch Priester und Tempelkult.
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Die
sieben Tage finden wir auch bei den Anweisungen für dies Mazzen.
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Dagegen
sprechen nur schwache Argumente:
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In den
ältesten Vorschriften ist nur vom "7. Tag", nicht vom Sabbat die Rede.
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Der
Sabbat ist erst seit dem 8-er Jh. (2 Kö 4,23) oder gar erst im 7-er
(Amos, Hosea) nachweisbar. In den Büchern Josua bis 1 Kö gibt es keine
Andeutungen eines wöchentlichen Feiertags. Die Thora-Texte sind kaum
zu datieren.
Man kann
aber aus dem Schweigen einer Quelle keine Schlüsse ziehen.
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Das Nebeneinander
von Neumond und
Sabbat lässt vermuten, dass der Sabbat ursprünglich der
Vollmondtag war.
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Hbr.
שבת šabbat ist abgeleitet von ostsemitisch
šapattu.
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Sabbat ist ein hebräisches
Wort:
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abgeleitet von
šabbôt '(endgültig) aufhören'
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abgeleitet von
šäbät 'untätiges Herumsitzen'
שבת <
*šab-tu mit der Feminin-Endung
-tu.
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Dafür:
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Šabbát ist ein Femininum. Das hat man
im Aramäischen noch so empfunden. Dort heißt der Feiertag (mit
Determinativ -â) שבתא šabbetâ
f. neben שבא šabbâ m. Das -t ist also
Endung und gehört nicht zu m Stamm wie beim Verbum.
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Die
Bedeutung 'untätig sein' ist sowohl beim Verb als auch beim
Verbalnomen belegt.
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Dagegen
scheint die Lautung šibtô 'sein Sitzen'
zu sprechen, mit /i/, nicht mit /a/.
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Aber:
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Das
/i/ ist hier durch Verkürzung von /ä/ entstanden.
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Das
Verbalnomen ist identisch mit dem Infinitiv constructus, und der
hat die Pausaform šábät.
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Šabbát mit Lautverschärfung dient zur
Intensivierung und hier zur Bedeutungsunterscheidung: ´kein 'untätiges
Herumsitzen', sondern der komplexe Begriff des arbeitsfreien Tages.
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Sabbat kommt
von einem Wort für die Zahl 'sieben'.
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Dagegen:
Das hbr. Wort lautet שבע šäbaʕ, f. im
Status constructus šibʕat. ʕ war im
Althebräischen ein starker, hörbarer Konsonant, der nicht unterdrückt
wurde. Anders im Ostsemitischen, wo sîbi,
sibitti aber ebenfalls i-Lautung hatte.
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Es spricht
alles dafür, dass der Sabbat eine israelitische Errungenschaft ist, die
vielleicht schon aus der Zeit der Wüstenwanderung stammt.
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Šabbat
ist eher ein verschärftes Verbalnomen von ישב
jášôb
als eine Ableitung von einem Verb, das 'endgültig aufhören' bedeutet.
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Schon in den
ältesten Belegen
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