Befund
Definitionen
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Alberus (1540/ 1975)
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Acer,
maßolderbaum/ iſt ser koeſtlich,
primum poſt Cirrũ locum obtinet, cuius genera ſunt, 1. Gallicum, candoris
eſt præcipui, græci Cylinon uocant, 2. Pauonium. iſt ſer krauß / vnnd das koeſtlichſt.
3. Carpinus, pe.cor.è qua quondam faces fiebant nuptiales, iſt das geringſt,
Crassiuenium dicitur, dann es hat dick adern/ à græcis ορεῖ@, i montanus
uocatur & Zygia, hat ein blaw ſcharpff rinden / inwendig rot &c. Acernus
a.um aſſer.
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= "Acer",
Maßholderbaum, (das Holz) ist sehr wertvoll, nimmt den ersten Platz nach dem
"Cirrus" ein. Seine Sorten sind: 1. der gallische, ist von hervorragender
weißer Farbe. Die Griechen nennen ihn "Cylinos". 2. Pfauenholz
[1], ist
sehr kraus und das wertvollste. 3. Geißbaum (Hainbuche), ... aus dem einst
die Hochzeitsfackeln gemacht wurden, ist das billigste, Crassivenium (dickadrig)
genannt denn es hat dicke Adern, von den Griechen "oreîos", d.h. Bergahorn
genannt und "Zygia", hat eine blaue, scharfe Rinde, inwendig rot.
"Acernus, -a, -um" (nennt man das) Holz
[1]
Plinius 16, 16, 26: alterum genus aceris crispo macularum discursu, qui cum
excellentior fuit, a similitudine caudae pavonum nomen accepit. = Eine
andere Ahornsorte hat einen krausen Verlauf der Flecken. Die besseren sind
nach der Ähnlichkeit mit dem Pfauenschwanz benannt." (zit.
Grimm (1862)
3,1708)
Stieler (1691/ 1968)
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Krünitz, Oekonomische Enyclopädie (1773-1848)
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Acer, Ahorn,
Ahornbaum, Apelerbaum, Binnbaum, Eren, bei den Preussen Leinbaum, bei den
Schlesiern Urle oder Urlenbaum, Fr. Erable. ...
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Adelung (1793-1801)
1,188-189
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Man kennet
in den Deutschen Wäldern fünf Arten dieses Baumes. 1) Den gemeinen weißen
Ahorn, der grüngelbliche Blumen, eine weißliche Rinde und das weißeste
Holz hat, und dessen Blätter auf der untern Seite weißgrau und mit einer
zarten Wolle bedeckt sind. Er wird in den gemeinen Mundarten auch Anchore,
Amhorn, die Ohre, in Thüringen in Sachsen, wegen des vornehmsten
Gebrauches, der davon gemacht wird, Spindel- oder Spillenholz, in der
CH Waldäsche und Steinahre, und in andern Gegenden Geißbaum genannt.
2) Der gemeine Ahorn mit scheckigen Blättern. 3) Die Lehne, welche in
Norden und Niedersachsen häufig wächst, eine weiße glatte Rinde, und ein
hartes und zähes Holz hat, welches aber nicht so weiß und fein ist, als an
dem vorigen. 4) Die Lehne mit scheckigen Blättern, welche eine bloße
Abänderung der vorigen ist. 5) Der kleine Deutsche Ahorn, welcher kleine,
unten hellgrüne, oben aber dunkle Blätter und eine gelbbraune Rinde hat,
und unter dem Nahmen des Masholders, oder der Maserle am bekanntesten ist.
Theorien
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Grimm (1854) 1,198
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ahorn, m.
platanus, ahd. ahorn, ahurn (Graff 1, 135), mhd. ahorn (Ben. 1, 14a), ags.
¿ahorn, nnl. ahorn, litt. aornas, eins der wenigen wörter, die ihre alte,
volle form stets unverdünnt erhielten. ahorn entspricht dem lat. acer,
dessen adj. acernus der deutschen wortgestalt am nächsten tritt, auch das
sl. iavor, poln. iawor, böhm. gawor gehört dazu und hat kein n entfaltet,
aber den kehllaut durch einen labial ersetzt, wie ihn litt. aornas ganz
beseitigt. wegen seines breiten, vollen laubs reden die dichter oft von
des ahorns dunkelm schatten.
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die
"unverdünnte" volle Form lässt vermuten, dass man A-horn getrennt hat,
vgl. A-meise mit Vorsilbe a-. Die Dialektformen
Anchore,
Amhorn, Ahre, Ähre, die Ohre zeigen aber, dass es auch verkürzte Formen
gab..
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lit. aornas
< Ahorn
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Kluge (1894) 7
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Ahorn M. aus
gleichbed. mhd. ahd. âhorn M., dessen â sich aus der CH, sowie aus
dem Münsterländ. ergibt. Das im Ostthür. und CH auftretende ânhorn,
wozu Wörterbücher des 16.-18- Jahrh. anhorn anchore amhorn bieten, scheint
darauf hinzudeuten, daß ahd. mhd. âhorn aus *añhorn entstanden ist. Als
urverwandt dürften dazu gehören lat. acer 'Ahorn'. gr. ἅκαστος
(gr. ἀκαταλίς 'Wacholderbeere'?). Einen anderen alten Namen des Ahorns s.
Maßholder.
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Pokorny
(1959/2002) 20
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Kluge 2002:
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"Falls es sich um ein Erbwort handelt, dürfte es aus ig. *aƙer- "Spitze"
oder einer damit zusammenhängenden Bildung abgeleitet sein (das
Benennungsmotiv wäre also die Form der Blätter). Es gibt aber Hinweise
darauf, daß es sich um ein vorindogermanisches Wanderwort handeln könnte;
so das danebenstehende gr. (Hesych) ákarna "Lorbeer" und baltische und
slavische Formen, die in ihrer Herkunft unklar sind. Falls heth.
hiqqarza anzuschließen ist, kann von ig. *hēkr/hék-n-s ausgegangen
werden."
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Es gibt
keine Formen des Baumnamens, die nur n statt r haben und auf "*hēkr/hék-n-s"
verweisen. Das ägäische ἄκαστος ákastos 'Ahorn, Rüster' hat eine andere
Anfügung an den Stamm ak-, die keine Rückschlüsse auf ausgefallene
Konsonanten erlaubt.
Alternativen
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'Gewächs',
vgl. maked. ἀκρέα
akréa 'Mädchen' < idg.*ḫecër-
'wachsen, nähren'
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'Bergahorn < noach.
*ẖeğór-
'Berg'
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mit
wechselndem Anlaut in den Einzelsprachen, der aber auf Verkürzung der
ersten Silbe beruht und auf einem stimmhaften Konsonanten beruht. Der ist
durch die Verkürzung *ẖeğ- > *ẖğ- teilweise stimmlos geworden.
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Angesichts
der abweichenden Lautentwicklung unwahrscheinlich.
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zu
japhet.
*črës-
'Baum, Gehölz', auch *črësnos > -nnos, das dann *ḫëčrës lauten müsste
und erweitert aus dem prognostizierten *ḫĕčër wäre.
Diskussion
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Die
zu lat.
ācer
passenden anderen Pflanzennamen beziehen sich auf echte Stacheln, nicht
bloß auf spitz zulaufende Teile.
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Das n in
Ahorn ist Anfügung wie in lat acernus 'aus Ahorn'.
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A-horn zu
Horn, die sog. Maser 'Knorren, Auswuchs am Holz'
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Merkwürdig
ist das von den femininen Baumnamen abweichende Geschlecht lat. acer n.,
dt. Ahorn m.
Erklärung
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Die
Anknüpfung an
japhet.
*črës-
'Baum, Gehölz' erklärt:
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das
slawische v und das s in Hesych ἄκαστος ákastos 'Ahorn, Rüster'
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den
"unerklärten Anlaut" (P633) von
russ. хворост chvórɑst m.
'Reisig, Strauch',
slowen. hrást
'Eiche' als Rest des anlautenden ḫ
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Dazu auch
Rüster?
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Lat. acer/
aceris n. ist Wurzelnomen mit konsonantischen Stamm. Merkwürdig ist das
einfach c, nicht qu, wie zu erwarten wäre. Fremdwort?
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Dt. Ahorn
lässt sich sowohl aus *aħurnaż wie aus *aƕurnaż erklären.
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