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mhd.
Lexer (1872-78 / 2002) 3,31
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12° vasnaht;
13° vasenaht, 14b" vassnaht
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13/14"
vasennaht, vaschenaht
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13a"
vastnaht, vastenaht
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mnd.
lübben (1888 / 1980) 470
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vastelavent 'Fastnacht'
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vasteldach,
Fasttag, spec. Freitag'
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vastelkost,
-spise Fastenspeise
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vast-gank,
-gink, vasting 'Fastnacht, Fastnachtsfeier'
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vastnacht
'Fastnacht'
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anl. 11" vastelavond 'Fastnacht'
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afries.
fest(el)-āiund 'Fastnacht'
HoltAfr 26
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Grimm (1862)
3,1353f
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...
zwar läszt sich ahd. neben fastatac ... kein fastanaht ... aufweisen,
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mhd. aber
begegnet vastnaht ...
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nhd.
bleibt die volle schreibung aufrecht erhalten
...
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doch tritt
schon mhd. vasnaht für vastnaht ein ...
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dies
Fastnacht darf nur nicht verleiten, das wort auf eine andere wurzel als
fasten zurückzuführen...
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während es
Müller 3, 330a unter vise gebracht hat.
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vas für
vast ist keine andere abstumpfung als die auch in runs, kuns, guns, fris
für runst, kunst, gunst, frist, ja im nd. is für ist erscheinende,
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wogegen
anderemal ein ungehöriges t hinzutrat, habicht für habich u. s. w.
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in der
CH, in Schwaben, im Elsasz herscht noch heute fasznacht, wie in
Östreich und Baiern fasching vor, selbst das lit. pasninkas gilt für
pastninkas.
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DEt (1893) 145
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Kluge (1894) 100
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DEt (1963) 157 f
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... 'Vorabend
der Fastenzeit'... Offen bleibt, ob z. B. ein in frühnhd. faseln
'gedeihen, fruchtbar sein' (noch rhein., oberd. mdal.) enthaltener Stamm
mit der Bed. 'Fruchtbarkeit' hereingespielt hat, vgl. die rhein. Formen
Fasabend, Fas(t)elabend...
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Kluge
2002
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Der
etymologische Vergleich erweist die größte Wahrscheinlichkeit für einen
Anschluß an (ig.) *pwos- "reinigen, läutern" (mit regulärer Vereinfachung
des Anlauts); das nächstverwandte außergermanische Wort wäre l. pūrus
"rein". Gemeint ist also offenbar ein Reinigungsfest, ähnlich wie die
römischen Lupercalien, das dann den christlichen Bräuchen eingepaßt wurde.
Bedeutung also "Reinigungsnacht" (so wie ein Name der römischen
Lupercalien Februa Pl., d.h. "Reinigung" ist) oder "Nacht vor der Zeit der
Reinigung". Gemeint ist die kultische Reinigung, bei der auch das Fasten
eine Rolle spielt.
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TH
11.01.2006
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Zu lat. facies 'Gesicht', frz. face, it.
faccia, das im Maghreb zu fachcha 'Maske' geworden ist (Meyer-lübke
3130)?
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Dann müsste das Wort aus dem Frz. stammen,
wo face aber nur 'Gesicht' bedeutet.
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Wenig wahrscheinlich. Dafür würde
allerdings sprechen, dass das unverstandene vas- schon im Mhd. durch
vast- ersetzt wurde. Gab es im Mittelalter schon Fastnachtsmasken?
TH 18.01.2006
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Grimm
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Grimm
übersieht, dass 12° vasnaht die älteste Form ist.
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Bei Runst,
Kunst, Gunst ist -st Suffix, bei fast- Teil des Stamms, also nicht
vergleichbar.
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DEt (1963)
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Grimm (1862)
3,1338 faseln
... dies
faseln ist weder ahd. noch mhd. aufzuzeigen.
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die dritte
bedeutung scheint ganz im widerspruch zur ersten,
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entweder
müste faseln gedeihen, wachsen in die vorstellung des geil und eitel
werdens übergehn
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oder aus
faseln, floccos legere [Fädchen zupfen] die eines gedankenlosen,
thörichten benehmens entsprungen sein. namentlich heiszt es von
sterbenden, wenn sie besinnungslos mit den händen pflücken, flocken lesen,
dasz sie faseln, irre reden...
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Rhein.
Fasabend spricht gegen einen Zusammenhang mit faseln 1. / 3.) Faseln
(3) kann auch rückgebildet sein aus Fastnacht.
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Faseln bedeutet
nicht 'verrückt sein', sondern 'blasen > flüstern'
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Kluge 2002
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Pokorny
(1959/2002) 827: peu-, peṷə-,
pu- [ū/ŭ] 'reinigen, läutern, sieben'
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also nur
ein Versuch, Fastnacht als Vorabend des "reinigenden" Aschermittwoch zu
deuten. Etymologisch unhaltbar.
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TH 11.01.2006
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Es sei
denn, man könnte ein altromanisches fas < facies 'Gesicht' annehmen
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etwa prov.
facia = fasi = fasa 'Gesicht'
LevyPr 181
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vgl. afrz.
brac, bras < bracchium 'Arm'
Greimas
80
fas-
'Gesicht' > 'Gesichtsverhüllung' ist also möglich, aber kaum
wahrscheinlich.
TH 18.01.2006
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Grundproblem: Wir wissen nicht, was Fastnacht ursprünglich war.
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Die
untersuchten Vokabeln ergeben keine überzeugende Gleichung fas- = 'x'.
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Wie
Grimms selbstsichere
Verteidigung von Fast-nacht zeigt, setzt eine Deutung ein
Vorverständnis voraus, das sich etymologisch nicht immer bestätigen lässt.
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Ergebnis:
keine befriedigenden Alternativen zu fasten.
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Dann
müsste aber erklärt werden, wieso das t verschwunden ist:
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