Befund
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germ. *swëƀɐlaż
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lat. sulpur
Theorien
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Adelung (1793-1801) 3,1727
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Anm. Im gemeinen Leben wird dieses Wort
Schwèbel gesprochen, und die alten pflegten es auch so zu schreiben; bey
dem Ulphilas Swibla, im Isidor Suuebul, bey dem Notker Suebel, im
Schwabensp. im ungewissen Geschlechte daz Swebel, im Angels. Swefla, im
Schwed. Svafvel, bey den Krainerischen Wenden Schoeplu, im Lotharing.
Chuèbe. Vermuthlich ist die brennbare Eigenschaft, welche dieses Mineral
in einem so hohen Grade besitzet, der Grund seiner Benennung, da denn das
Wort zu dem Schwed. Sväla, anzünden, Wallis. Vfel, Vwel, Feuer, (S.
Schwelen,) u.s.f. gehören würde, und da das Feuer in so vielen Fällen und
Sprachen seinen Nahmen von seiner wallenden Bewegung hat, so würde daraus
zugleich die Verwandtschaft mit schweben, weben u.s.f. erhellen. Im
Englischen heißt daher der Schwefel Brimstone, gleichsam Brennstein, im
Schwed. Brännston, und in der Monseeischen Glosse wird Sulphur durch
Erdflur übersetzt. Die erste Sylbe in Sulphur, als die Stammsylbe, leidet
eben dieselbe Ableitung, und ist mit unserm
Silber
verwandt, welches eigentlich ein hell glänzendes Metall anzeigt; der Glanz
ist eine Eigenschaft des Feuers.
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Grimm (1899) 15,2388 f
Web
- schwefel
, m. name des bekannten gelben, mit blauer flamme und erstickendem dampfe
brennenden minerals. gemein-germ. wort,
- got.
swibls, altn. unbezeugt, dän. svovl, schwed. svafvel (entlehnt?), ags.
swefel, swefl, swæfl, alts. suueal (nur Gen. 186 u. 318 als suebal
belegt), mnd. swavel ... , und swevel 495b, mnl. swevel, holl. zwavel, f.,
ahd. suebal, mhd. swebel, swevel.
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das wort ist wol eine ableitung zu dem
alten verbum *swean, schlafen, s. (zweites) schweben, und bezeichnet
demnach ursprünglich die erstickende, einschläfernde oder tötende wirkung
des brennenden schwefels (vgl. altn. svǽfa, ags. swebban, töten, und
die verwendung von schwefel in der älteren sprache, ... . die annahme
einer entlehnung entbehrt jedes grundes, ....
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das a für e im mnd. holl. schwed. dän.
beruht wol eher auf secundärer lautlicher entwicklung, als auf altem
ablaut; dagegen wird das nebeneinander von f und b im hd. auf alten
accentwechsel (grammatischen wechsel) innerhalb des paradigmas
zurückgehen. die form zeigt im hd. folgende schwankungen: ahd. suebal,
suebel, swebel, suebil, swebil, suuebul, suepol; sueual, sueuel ...; mhd.
swebel, swebil, seltener swevel ...; sulfur hd. swebel, schwebel, schuebel,
schiebel, schwefel, sweber, swefel, sweffel, swevil, swevel ...; swefel
...
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swebel findet sich vereinzelt als neutrum:
mischet sich aber darunder daʒ swebel und daʒ zunder, davon die sel
erprinne. ...
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die form swevel, swevil, sweval, swefil ist
besonders mitteldeutsch,... stärkere abweichungen sind 1) sweber,...; 2)
sweben:... 3) in den nordwestlichen theilen des fränkischen findet sich
mit einem eigenthümlichen wechsel der spirans swegel, so in den Cölner
quellen seit dem 13. jahrh.(?).... so noch jetzt in Aachen schweegel ...,
in Westfalen swäggel (neben swewel) ... —
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das nebeneinander von f und b hält sich noch
lange im nhd. von den wörterbüchern haben die ältesten b: schwebel...
daneben seit der mitte des jahrh. schwefel als einzige form: schweffel ...
in der litteratur überwiegt schwebel im 16. und noch im 17. jh.
entschieden, während es sich im 18. nicht mehr findet. wieweit dabei
dialektische unterschiede mit im spiel sind, läszt sich um so weniger
bestimmen, als bei demselben schriftsteller oft beide formen, selbst hart
neben einander, in gebrauch sind, so bei Luther, H. Sachs, Schuppius, s.
unten die belege. besonders fest scheint das b in Süddeutschland zu sein,
so haben die Ingolstädter, die Wormser und die Züricher bibelübersetzung
(1530) sämtlich schwäbel, s. Kluge von Luther bis Lessing s. 81. noch
Adelung kennt schwebel als aussprache des gemeinen lebens. aus neuern
mundarten werden folgende formen angeführt: CH. schwebel ... schwäfel,
auch schwäbel...; bair. schwebel ..., östr. schwef'l..., tirol. schweb'l,
schwöbl ..., cimbr. sbevel, sbebel ...; mitteld. schwefel ..., im Westen
dafür schweegel ...; nd. swevel ..., swewel ..., sweevel ..., swäwel ...,
swefel, swäfel, swevel, ... fries. schwefihl ...
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Walde (1910) 755
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sulpur
(daneben graecisierend sulphur; aber nicht sulfur;..., -uris "Schwefel":
wohl mit (dial.?) p = qu̯
zu got. swibls, ags. swëfel, ahd. swëbal, awestfäl. swegel, oberpfälz.
schwelfel : *su̯elqu̯ló-...
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Pokorny
(1959/2002) 1046
Web
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su̯elplo-s
'Schwefel'
Got.
swibls, ags. swefl, ahd. swebal 'Schwefel' = lat. sulpur ds. (*su̯elplo-s);
germ. dissim. zu *swe[l]fla-, *swe[l]ƀla-. ... volksetymologisch
beeinflußt von su̯el-2.
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Pfeifer (1995 / 2005) 1258
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Schwefel m.
Die Herkunft der Bezeichnung des chemischen Elements and. sweval (9. Jh.),
swebal, swebal (8. Jh.), mhd. swebel, swevel, and. sweƀal, mnl. swevel,
aengl. swefl, swefel, got. swibls und (ablautend) mnd. mnl. swävel, nI.
zwavel ist nicht geklärt. FEIST 3466 f. sieht darin ein
Wanderwort mittelländischer Herkunft (aus Sizilien?). Andere versuchen,
die germ. Formen mit lat. sulpur (in gräzisierender Schreibweise sulphur)
'Schwefel' und ie. *su̯elplo 'Schwefel' zu verbinden, indem sie germ. *swe(l)fla-,
*swe(I)ƀla- als Dissimilationsformen mit volksetymologischer Beziehung zu
der unter schwelen (s. d.) verzeichneten Wurzel ie. *su̯el- 'schwelen,
brennen' erklären...
Diskussion
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Überblick:
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Adelung <
schwelen und Silber
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Grimm <
schweben 2 'schlafen, töten'
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Pokorny * <
*swelfla, da sulfur, nicht direkt < schwelen
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Walde und
Pfeifer: keine Erklärung
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keine
überzeugende Erklärungen, aber wichtige Hinweise:
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Vergleichbar:
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aruss. сѣра
sěra > lit. sierà, lett. sę̃rs 'Schwefel' (Vasmer
2,611)
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alban.
squfur [skj-] < *slufur?
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Sulpur lässt sich problemlos an Silber anschließen.
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in der
Lautung
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Für das
Metall hat das Lat. argentum, da konnte sulpur eine neue Bedeutung
annehmen, eher 'feuerfarben, gelb' als 'brennend'
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Schwefel
lässt sich nur durch Zusatzannahmen mit sulfur vereinbaren:
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Oberfälz.
Schwelfel (Walde) hat kaum die ursprüngliche Lautung bewahrt und würde nur
den Anschluss an schwelen rechtfertigen, nicht aber die zweite Silbe
erklären.
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Schwebel
'als 'Einschläferungsmittel' (Grimm) wäre einwandfrei, wenn nicht die
sachliche Begründung weit hergeholt wäre.
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Mein Versuch
mit ɫ > w erfordert mehrere Schritte, von denen jeder hinterfragt werden
kann und überzeugt ebenfalls nicht.
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als *śʊëp-
zu lat. vapōs > vapor 'Dampf, Dunst, Wärme, Hitze, Feuer'
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nur unklarer
Grundlage, da die vergleichbaren Wörter mit k beginnen (griech. καπνός
kapnós 'Rauch', lit. kvãpas 'Hauch, Dunst, Wohlgeruch', lett. kvêpes
'Hauch, Qualm, Ruß' (Pokorny
596: Wurzel keu̯ep-)
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zu
noach.
*hëʊ- 'wehen'
mit verhärtetem ĥ oder gezischtem ḩ
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Schwefel
ließe sich so verstehen als 'Mittel, mit dem man stinkenden Rauch erzeugt'
Erklärung
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