... bey dem Ulphilas mit einer geringen
Veränderung der Ableitungssylbe, Wintrus; woraus das hohe Alter dieses
Wortes erhellet, welches noch eines von denen ist, welches schon vor der
Trennung der Deutschen und der mit ihnen verwandten Völker vorhanden
gewesen seyn muß.
Die Sylbe er ist die Ableitungssylbe,
welche ein Ding, Subject bezeichnet.
Die erste Hälfte ist unser Wind, weil in
dieser Jahreszeit die Stürme am häufigsten und heftigsten zu seyn pflegen.
Auf ähnliche Art nannten die Römer diese Jahreszeit, Hyems, von ὑειν,
regnen, und die Griechen Χειμων, von Χεειν, gießen.
Die
verwandten Sprachen gebrauchen dafür einen Stamm ghim (ghiem)... (Lex
Salica in-gimus 'anniculus, einjähriges Vieh). Diese idg. Sippe, welche
auch 'Schnee' und 'Sturm' bedeuten konnte (vgl. griech. χεῖμα [ kʰeîma]
'Sturm') kann aus lautlichen Gründen der germ. Sippe nicht verwandt sein;
sie legt es
aber nahe, Zusammenhang von Winter mit Wind zu vermuten... Vielleicht ist
Winter (aus windṛ) als 'weiße Zeit' zu fassen und zu altgall. vindo 'weiß'
zu ziehen...
Winter m. Die Herkunft der Bezeichnung
für die kalte Jahreszeit ahd. (8. Jh.), asächs. wintar, mhd. winter,
winder, mnd. mnl. nl. aengl. engl. winter, anord. vetr, auch ‘Jahr’ (aus
urnord. *wintruʀ), schwed. vinter, got. wintrus ist nicht sicher geklärt.
Vergleicht man lat. unda ‘Welle, Woge’
und lit. vanduõ ‘Wasser’, so kann auch für Winter an eine Nasalierung der
unter Wasser (s. d.) angeführten Wurzelerweiterung ie. *aud-, *u̯ed-, *ū̌d-
‘Wasser’ gedacht und Winter als die ‘nasse Jahreszeit’ interpretiert
werden.
Erwogen wird auch Anknüpfung an air.
find ‘weiß’.
Mezger in: Zs. f. vgl. Sprachforsch. 76
(1960) 306 f. stellt dagegen eine Verbindung zu ahd. winistar, mhd.
winster, aengl. winstre, anord. vinstri ‘link’ (s. link) her und setzt
eine gemeinsame Ausgangsbedeutung ‘weg, abgewendet’, d. h. ‘von Süden, von
rechts abgewendet’ voraus; als Grundlage nimmt er ie. *u̯e- ‘herab, weg
von’ an (s. Westen).
Da die Germanen die Jahre nach Wintern
zählen, kann man annehmen, daß der Winter der Beginn des in zwei Hälften
(Winter und Sommer) geteilten germanischen Jahres ist.
phonetisch unmöglich (Die Jahreszeit
heißt nicht Winster)
semantisch fragwürdig. "Links" ist je
nach Sicht des Beobachters eine Himmelrichtung, keine Jahreszeit. Auch der
Rückgriff auf *u̯e- 'abgewendet hilft nicht weiter.
Alternativen:
zu (sch)winden
Pokorny 1047 (die Tage), ahd. auch swīnan
Pokorny 1052.
Gemeint wären die schwinden, kürzer
werdenden Tage oder die nachlassende Sonnenkraft.
schwinden < *-dʰ, das germ. -d-
(aengl. swindan) gab.
Die Sippe ist außergerm. ni cht
gesichert.
Auch s-mobile ist nicht gesichert.
Da im
keltischen
Kalender Samonios (Okt./ Nov.) 'Sommer-' und Giamonios (Apr./ Mai) 'Winterende'
war, kann es im germ. Kalender genauso gewesen sein. Dem Giamonios
entspräche dann ahd.
uuinnemānōth
'Weidemonat = Mai' < *wesnja
(sn > nn
1.112)
> *ʊës- 'verzehren'
1171
Dann kann man Winter auch zu ʊesњ
'Frühling' stellen: *ʊesn-rus >
*ʊenn-rus > *ʊenn\d/rus
> *wintruż