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*osmen
Varro,
lat.
ōmen
'Vorzeichen, Vorbedeutung; Wunsch, Bedingung; mit Vogelschau verbundener
feierlicher Brauch'
791
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Varro
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Festus
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DoedLat (1841) 125
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Vaniček (1874) 18 f
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W[urzel]
av bewahren, gern haben, helfen; aufmerken; sich pflegen'
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ōmen...
Wahrzeichen, Ahnung, ōmĭnor 1. gebe e. W., omin-ōsu-s ... voll. W.,
bedeutungsvoll, ab-ominor 1. wünsche weg, verwünsche
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Walde-Hofmann (1938) 208
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Herkunft unsicher. Vl. [vielleicht] …
aus *ou̯ismen zu gr. ὀΐω;
ὀΐομαι [oḯō;
oḯomai]
…
"meine, glaube, verfalle worauf" (nachhom.
οἶμαι [oîmai]),
doch steht für ὀΐω
Herleitung aus …
ὀ-ΐσω
[o-ḯsō] …
mit Praef[ix] ὀ-
…
zur Wahl.
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Andere Erklärungen überzeugen auch
nicht.
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…
zu avis
'Vogel',
gr.
οἰωνός [oiōnós]
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…
Wz [Wurzel] os-…
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…
zu auris [Ohr] bzw. got. gaumjan "bemerken", aksl.
umъ [umŭ]
-
…
als "das Gesehene" aus *oqu̯-smen
zu gr. ὄμμα, ὄσσομαι
[ómma,
óssomai]
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…
nach Varro… (zu ōs
"Mund"; nur Volksetym…)
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…
*opsmen
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… als "gött licher
Akt" zu prōdigium, indigitāre…
-
…
*augsmen, zu augeō
['vermehre],
augur [Vogelschauer];
Wandel au > o ist v[ulgär]lt.
Reimbildung nach nōmen
…
schwebt in der Luft.
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Varros
osmen scheint nicht in alat. Texten
überliefert zu sein, ist also eher wie Festus' oremen eine Rekonstruktion.
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diskutable
Vorschläge:
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Varro, Festus
<
ōs 'Mund'
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lautlich
möglich. Man müsste *ōsmen
annehmen.
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Dagegen
scheint zu sprechen, dass Omen das Zeichen, nicht die Deutung ist. Man
muss aber Varro (0"-) und Festus (1"+) zugute halten, dass sie die
römische Zeichendeutung und Überlieferungen noch kannten und vielleicht
auch auf nicht mehr erhaltene Literatur zurückgreifen konnten.
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Falls sie
Recht hätten, müsste man eine Bedeutungsverschiebung annehmen osmen
'mündlicher Spruch' > omen 'Zeichen, das gedeutet wird'.
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Ähnlich
prod-igium 'Wunderzeichen, wunderbare Erscheinung; Ungeheuerlichkeit;
Ungeheuer'
LS 911
< *agium (ad-agio 'Sprichwort', ind-igitare 'anrufen') < aio 'ich sage'.
Walde 21f
Auch da hat sich die Bedeutung vom
Wort zum Zeichen verschoben.
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Ähnlich
griech. τέρας téras 'Zeichen, Wunderzeichen, Ungeheuer,
Himmelserscheinung'
JaSei 1625 = lit. kerė́ti 'zaubern'
KriLit 400 <
ǩër
#
'gestalten, machen'
Pokorny 642
(Effekt
< bewirkende Tat)
DoedLat,
Walde-Hofmann
4. < *oqu̯-smen
'das Gesehene'
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Walde-Hofmann
<
*ou̯ismen 'Meinung'
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WH hat
selbst Bedenken (Vorsilbe o-). Oï ist kein Diphthong sondern o + i, was
für eine Vorsilbe spricht.
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Man kann
ein lat. Wort nicht mit griech. Lautung erklären.
3. zu
aslaw. оумъ
umŭ 'Verstand, Sinn Gedanke'
145
// lit. aumuõ 'Verstand',
ostlit. aumenis 'Gedächtnis, Verstand, Sinn'
325
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Alternative:
TH 16.09.2014
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zu
ostendere 'zeigen'
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Walde (1910) 549 ostendere "zeige" ... aus ops-tendo
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KöblerL
(2009) 1001 < ob + tendere 'entgegenhalten'
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Das wäre *obstendere. Auch bei
Dief (Mlat.) kein Hinweis dass ob+s- zu os- verkürzt wurde. Das ist erst
romanisch:
*Ob-stendere ist also unwahrscheinlich.
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Ostendere ist ganz sicher mit tendere
'ausstrecken' zusammengesetzt.
Da ostendere nicht schlüssig erklärt
werden kann, kann damit *osmen auch nicht erklärt werden.
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