Übersicht
Deutung |
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Rekonstruktion:
Ene, dene Bohnenblatt. Unser Kuh hat jetzt satt. Magd hat gemolken sieben
Geißen und ne Kuh.
Peter, schließ die Türe zu. Wirf den Schlüssel übern Rhein. Morgen soll gut
Wetter sein.
Südhessen
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Offenbach:
Ene dene Bohnebladd, unseʳ Kih sin alle sadd. Pedeʳ
hadd gemolke. "Ene dene Bohnenblatt, unsre Kühe sind alle satt, Peter
hatte gemolken."
ShWb 1,993
verkürzte Fassung.
Melken war nicht Aufgabe von "Peter", sondern einer Frau.
Das folgende
"Tintenblatt" ist eine Kreuzung aus dem ursprünglichen "Bohnenblatt" und dem
Reim "Ene, dene Tintenfass, geh in die Schul und lerne was."
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Messel:
Ene dene Dinteblatt, unsere Küh sind satt; die Mad
hat gemolke sieben Geiss und e Kuh. Peter schließ die Tür zu, wirf die
Schlüssel übern Rhein, morgen solls gut Wetter sein. "Ene dene
Tintenblatt, unsere Kühe sind satt, die Magd hat gemolken sieben Geißen
und eine Kuh, Peter schließ die Tür zu, wirf die Schlüssel übern Rhein.
Morgen soll's gut Wetter sein.
Mannhardt
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Hahn bei Pfungstadt:
Ēnə,
dēnə Dindəblâd. Dī Kʰȳ sáin sâd. Mâğd
hȧd gəmolkə, sĭƀə Gāißə
undˬə
Kʰū. Pʰēdɛʳ / Pʰəttɛʳ, schlīß die Hausdŷʳ zū, wȉʳf də Schlyssəl yƀƀɛʳn Ráin.
Mɔʴġə soll schœ̄n Wɛððɛʳ sáin.
"Ene,
dene, Tintenblatt. Die Kühe sind satt. Magd hat gemolken sieben Geißen und
eine Kuh. Peter / Petter (Pate), schließ die Haustür zu. Wirf den
Schlüssel übern Rhein. Morgen soll schön Wetter sein."
KnMa
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Offenthal, ganz verderbt:
Ene dene Dindeblōād, må seun die Kih sōād, må seun se
gemolke, siwwe Gāße, å Kuh; Bäcker, schließ die Dēr zu, werf de Schlissel
iwwern Rheu, morje soll gūd Werrer seu. "Ene dene Tintenblatt, må
sind die Kühe satt, må sind sie gemolken, sieben Geißen, eine Kuh. Bäcker
schließ die Tür zu, wirf den Schlüssel übern Rhein, morgen soll gut Wetter
sein."
ShWb 1,1532
Må ist das unverstandene Mâğd,
wohl als Frage gedacht. Bäcker
ist das unverstandene Pʰēttəʳ oder
Pʰēðɛʳ.
Rheinland-Pfalz
Diese Versionen haben gemeinsam das
Missverständnis, dass jemand etwas gesagt habe, und bei 4-7 das Fehlen der
Zeile vom Melken.
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Mosel:
Ene, dene, B., unser Kuh hot gesat, siwe Gasse
(Geissen) un ke Kuh, Pere schliess die Stallder zu! usf. "Ene
dene Bohnenblatt, unsre Kuh hat gesagt, sieben Geißen und keine Kuh, Peter
schließ die Stalltür zu." (Rheinisches
Wörterbuch)
Unser
Kuh hot gesat
ist entstellt aus Unser Kuh hat jetzt satt"
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NW-Frankeck:
Eene - meene,
Bohneblaad, unser Keenich hot gesaat: siewe Gaaße un e Kuh,
Perer, schließ de Stall zu, werf de Schlissel iwwer de
Rhein, morje soll's gut Werrer sein.
"Ene, mene Bohnenblatt, unser König hat gesagt: sieben Geißen und eine Kuh,
Peter schließ den Stall zu, wirf den Schlüssel über den Rhein, morgen so gut
Wetter sein."
Pfalz
"Peter"
Unser
Keenich hot gesaat
ist enstellt
aus
unsɛʳ Kʰū hȧd noch nìt sâd.
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Hangenweisheim:
Ēnə dēnə. bōnəblå̅d, unsər kaisər hod gəså̅d: drai
gail ōnə kuh, pērər schlīß dī šdalldę̄r dsū, węrf də šlisəl iwər də rãi,
morjə soll šẽ̅ węrər sái. "Ene dene Bohnenblatt, unser Kaiser hat
gesagt: Drei Gäule ohne Kuh. Peter, schließ die Stalltür zu, wirf den
Schlüssel übern Rhein. Morgen soll schön Wetter sein."
ShWb 1,993
Da es in der Pfalz keinen König gab, hat man ihn durch "Kaiser" ersetzt.
"Gail" ist
missverstanden aus "Geißen", das im Pfälzischen Gēißə
lautet.
"Ohne Kuh" ist missverstanden
aus "undˬə
Kʰū".
Die beiden folgenden Versionen nennen besser
zum Stall passende Personen
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Hundheim
Ene, dene, Bohneblaat, meine Motter hot
gesaat: siewe Gäße un e Kuh, Peter, schließ die Stalldeer zu, werf de
Schlissel iwwer de Rhei, morje soll gut Werrer sei. "Ene, dene
Bohnenblatt, meine Mutter hat gesagt: Sieben Geißen und eine Kuh, Peter,
schließ die Stalltür zu, wirf den Schlüssel über den Rhein, morgen soll gut
Wetter sein."
Pfalz
"Bohnenblatt"
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Homberg:
Enne, denne Bohnenblatt / unser Maad hat gesaat, / es
Mädche hat gemolke / siewe Geiße un e Kuh, / Peter schließ die Türe(n) zu.
"Enne, denne Bohnenblatt, unsre Magd gat gesagt, das Mädchen hat
gemolken sieben Geißen und eine Kuh. Peter schließ die Türen zu."
Pfalz
"melken"
Eine Mischform: linksrheinisch "hat gesagt" - rechtsrheinisch "hat
gemolken". Da die Magd jetzt Sprecherin ist, war erforderlich, dass
jemand anderes, das "Mädchen", gemolken hat. "Türe" ist wohl Plural
(pfälzisch Dŷrə = hessisch Dŷʳn)
Andere Gegenden:
Adrans, Tirol:
Ano duo dorenblatt, unsre Küh sind alle satt, die Geiß
und eine Kuh. Trude schlag den Stall zu, wirf den Schlüssel über den Rain,
morgen muss ein (gutes) Wetter sein.
Mannhardt
"Dorenblatt" ist entstellt aus "Bohnenblatt".
Wie in der Pfalz fehlt auch hier, dass die Magd gemolken hat.
"Trude" ist wohl die Wetterhexe, entsprechend
"St. Peter."
"Rain" statt "Rhein": Der Fluss ist zu weit
entfernt.
In den folgenden Versionen ist von
einem "Mädchen", nicht von der Magd die Rede. Ein Zeichen, dass das Gedicht
Rheinfränkisch ist. [mɔ:t] wurde nicht als 'Dienerin', sondern als 'junge
Frau' verstanden und entsprechend umgesetzt.
Die beiden folgenden Versionen mit dem
"Mädchen" sind als Frage formuliert. "Sieben Geiß und eine Kuh" ist als
Antwort zu verstehen. Wahrscheinlich missverstanden aus dem artikellosen
"Mädchen" und dem nachgestellten Objekt. Normal würde man sagen: "Das Mädchen
hat ... gemolken".
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Rheinland
(überliefert von Simrock 1851): Ene dene Bohneblatt. Unsre
Küh sind alle satt. Mädel hast gemolken? Sieben Geiß und eine Kuh. Peter
schließ die Tür zu, Wirf den Schlüssel über den Rhein, Morgen solls gut
Wetter sein.
Mannhardt
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Elsass:
Äne däne Bohneblatt! ünsri Küh sinn alli satt. Maidel
hosch gemolke? Siwwe Gais un e Kueh. Peder schließ de Diehr zue, wirf de
Schlissel iwwer de Rhien, morge solls guet Wedder sien!
Mannhardt
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Thüringen:
One tone Wonneblatt, Unsre Küh sind alle satt. Mädchen
hat gemolken. Peter schließt die Türe zu, wirft den Schlüssel oben rein.
Morgen solls gut Wetter sein.
Mannhardt
"Wonneblatt" ist verhört aus "Bohneblatt"
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Hemschlag /
Westfalen (anderer Anfang): ... 's Mädchen hat
gemolken eine Geiß und eine Kuh. Peter schließ die Tür zu, wirf den
Schlüssel über den Rhein, morgen wirds gut Wetter sein.
Mannhardt
Die beiden folgenden Versionen haben gemeinsam:
"Wie viele Kühe sind noch nicht satt?" aus
"Unsre Kuh hat noch nicht satt."
"St. Peter"
An Stelle von "werfen" werden gröbere Ausdrücke
gebraucht .
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Aargau, Rocholz:
Ane bane Boneblatt, wie mäng e chue isch nonig satt?
Siebe Geiße und e chueh. Sant Peter schloht de stalltür zn, rüert de
schlüssel über de Rhi, morn am morge solls schön wetter sî. "Ane bane
Bohnenblatt, wie manch eine Kuh ist noch nicht satt? Sieben Geißen und eine
Kuh. St. Peter schlägt die Stalltür zu, schleudert den Schlüssel über den
Rhein, morgen am früh soll's schön Wetter sein. Mannhardt
Anmerkung:
"Im Aargau wird unser Lied gesungen,
wenn während des Regens ein Regenbogen aufkommt."
Mannhardt
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Berlin:
Ene bene Bohnenblatt, wieviel Küh sind noch
nicht satt? Sieben Geiß und eine Kuh. Sankt Peter schlägt die Stalltür zu
und schmeißt den Schlüssel übern Rhein: Morgen wird schön Wetter sein.
Kinderreim-Net
Wegen "Rhein" und "Geiß" sicher nicht aus
Ostdeutschland, sondern eine weitere hessische Variante.
eine hessische Variante mit "Tintenblatt":
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Partenstein /
Spessart: Ehne mehne Tintenblatt, unsere
Kühe sind schon satt. Die Magd hat sie gemolken. Sieben Geißen und ein Kuh,
Peter schließ die Türe zu. Wirf den Schlüssel in den Main, morgen soll die
Hochzeit sein.
Geschichtswerkstatt
Der Schluss ist wohl willkürlich umgedichtet.
"Main" entspricht den lokalen Gegebenheiten. "Den Schlüssel in (den Fluss)
werfen" stammt aus einer Redensart 'mit etwas nichts mehr zu tun haben
wollen'. Dass von einer "Hochzeit" die Rede ist, mag einem aktuellen Anlass
entsprungen sein.
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Times New Roman 5.01
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