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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Völker-, Länder- und Gruppennamendeutsch, Deutschland, Teutonen |
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Wer ist ein Deutscher?Ein "Deutscher" ist nicht, wer einer mitteleuropäischen "Rasse" angehört oder wessen Vorfahren schon seit Jahrhunderten Deutsche waren oder wer einen deutschen Namen oder die bundesdeutsche Staatsbürgerschaft hat, sondern
Demnach kann ein Indianer, Afrikaner, Japaner oder ein Iwan Krasnieckij in Wladiwostok, der deutsch spricht, ein Deutscher sein – ein blonder und blauäugiger Siegfried Müller aus Frankfurt dagegen nicht, wenn er sich der deutschen Sprache nicht bedient. Denn "Deutsch" war von Anfang an keine Rasse oder Nation, sondern eine Sprache: GeschichtlichesAufkommen des Namens deutschEs fing an zur Zeit Karls des Großen, als man mit
die Volkssprache (westgermanisch, romanisch) im Unterschied zum Lateinischen bezeichnete (erstmals 786).
Das Gegenwort zu deutsch war welsch 'romanisch' und windisch, wendisch 'slawisch'. ... DeutschlandEin einiges Deutschland hat es nie gegeben. Auch das große Heilige Römische Reich war nur ein Zusammenschluss mehr oder weniger selbständiger Territorien unter Führung eines gemeinsamen Königs. Auch der Reichseiniger Otto von Bismarck konnte nicht alle Deutschen unter dem Kaiser in Berlin einigen. Der Ausschluss Österreichs war der Preis für diese Einigung; die Schweiz und die Niederlande hatten sich schon Jahrhunderte vorher abgekoppelt. Folglich hat
kein politisches Territorium, sondern den deutschsprachigen Raum bezeichnet. Erst seit Bismarck redete man von einem
Herkunft des NamensDeutschist abgeleitet von
Dieses Wort hat sich in zwei Richtungen entwickelt:
Die Chinesen konnten den Zungenbrecher deutsch nicht aussprechen und kürzten ab:
Die Japaner gaben sich mehr Mühe:
TeutonischIm Mlat. hat seit 900
dem theodiscus den Rang abgelaufen. Die Teutones waren ein vermutlich germanisches Volk, das mit den Cimbri im vorchristlichen 1-er Jahrhundert die Römer bedrängte. Teutonen, Teutonisch wird heute noch scherzhaft oder abwertend im nationalen Sinn gebraucht ("Teutonengrill"), ähnlich engl. Teutons, Teutonic. WeiteresVerwandt mit dieser Wortsippe ist
Fremdbezeichnungenunabhängig von den
jeweiligen Gepflogenheiten: kleingeschrieben: 'deutsch', groß 'Deutschland' AlemannenDie südwestdeutschen Alemannen waren die ersten Nichtfranken auf der rechten Rheinseite, die dem fränkischen Reich eingegliedert wurden (498). Ihr Name wurde zum westfränkischen Wort für 'deutsch':
SachsenSchwabenIm Unterschied zu den Siebenbürgischen Sachsen 'Deutschen in Rumänien' nannte man die später in den Donauraum ausgewanderten Deutschen Schwaben (ä-ung. Svábok). Der Name kommt wohl daher, dass viele Auswanderer Schwaben waren. GermanenSeit Caesar heißen die Mitteleuropäer auf
Lateinisch Germani, ihre Heimat
Germania.
'die Stummen'Die Slawen lernten ihre westlichen Nachbarn als Menschen kennen, mit denen man sich nicht unterhalten konnte. Sie nannten sie 'die Stummen' (zu aslaw. нѣмь němĭ 'stumm')
Sie selbst bezeichnen sich als die 'Beredten', asaw. Словенинь (Slovʲenʲnĭ) zu слово slóvo 'Wort'. Auch die Slawen haben also sich selbst und ihre westlichen Nachbarn nach ihrer Sprache benannt. 'die Schreier'Für die Balten waren die Germanen dagegen nicht stumm, sondern laut: Sie nannten sie 'Schreier' (zu apreuß. wackis 'Geschrei', wackitwei = lat. vocare, aind. vac- 'rufen').
Die Bezeichnungen erinnern an die keltische Bedeutung von Germanen: 'Leute des Geschreis' und an den Namen der Goten, die ursprünglich Nachbarn der Balten gewesen waren. 'die Barbaren'Romani gadscho 'Bauer, Nichtzigeuner' bezeichnet auch den Deutschen. Gatschkano tem 'Deutschland', ebenso Romani tschiwalo 'Fremder, Ausländer, u. a. Deutscher' ScheltnamenIm 1. Weltkrieg kam in Frankreich das Wort les Boches für die Deutschen, auf, Kurzform von tête (de) boche 'Dickschädel'. Das einfache boche bedeutete1866 'übel beleumdetes Subjekt' und soll eine Kurzform von caboche sein, das über romanisch *caboccio aus lat. caput 'Kopf' kommt. Der englische Ausdruck Krauts kennzeichnet seit 1841 die Deutschen als 'Krautfresser', wurde aber erst im 1. Weltkrieg populär. AschkenasDie europäischen Juden bestanden aus zwei Gruppen,
Dieser Name bezeichnet im Alten Testament (Gen 10,3) ein Volk
im Nordosten und wurde im
Mittelalter auf Deutschland übertragen. Sefardisch und aschkenasisch sind heute zwei wichtige Dialekte des Hebräischen. Das Sefardische wurde zur Grundlage des Neuhebräischen, aschkenasisch war das Hebräisch der Ostjuden und die hebräische Aussprache des Jiddischen. |
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Sprachecke 19.05.2009 | 23.02.2016 |
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Datum: 2005 Aktuell: 17.12.2019 |