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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Völker-, Länder- und GruppennamenPruzzen, Preußen, Borussia |
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1. NamensüberlieferungDie Pruzzen, die ihr Land Prūsā nannten, waren ursprünglich ein baltisches Volk mit eigener Sprache, in die noch Luthers Katechismen übersetzt wurden, die aber zu Beginn der Neuzeit untergegangen ist.
Der Name Pruzzen scheint also im Laufe der 300 Jahre auf den westlichen Teil des Baltikums eingeschränkt worden zu sein.
2. Deutung des NamensDas einzige vergleichbare osteuropäische Wort ist estn. pruss 'Dachbalken' (russ. брус brus) Dieses kann wegen seines Anlauts pr- nicht estnisch sein. Es erinnert an cymr. prys 'Gebüsch', das folgende Verwandte im Idg. hat:
Im Baltischen ist /ǩ/ normal zu /k/ geworden; im Altpreußischen hat sich der Laut teilweise als <qu> erhalten. Diesem Wort müsste ein baltisches *kres-, kers-, kirs- entsprechen und erinnert an den Namen der Kuren. Die Lautung /ur < r̥s/ ist germanisch, vgl. ahd. hurst. Ist kurš die baltische Wiedergabe des gemanischen Worts? Die Kuren waren ein baltischer Stamm Nach ihnen ist das Kurland (Kurzeme [4], Teil von Lettland), und die kurischen Nehrung (lit. Kuršių nerija) benannt. Westslaw. /rš/ ist die palatale Form von /r/. Ein baltisches *Kurši- konnte also als Kur- missdeutet werden. Das palatale /r/ scheint aber keine baltische Spracheigentümlichkeit zu sein. Pruss 'Balken' aus unbekannter idg. Sprache > Pruzzen würde also germ. hurs(t) > balt. kurš > Kurland entsprechen. Die Preußen und Kuren wären also die 'Waldbewohner'. [5] Eine andere Deutung habe ich auf der Seite "Friesen" dargelegt. 3. Geschichte der deutsche PreußenIm Hochmittelalter unterwarf der Deutsche Orden die Pruzzen und lockte deutsche Siedler ins Land. Im Laufe einiger Jahrhunderte gingen die Reste der Pruzzen in der deutschen Bevölkerung auf. Der Ordensstaat wurde 1530 in ein Herzogtum unter polnischer Oberhoheit umgewandelt und ging 1618 durch Erbschaft an das Kurfürstentum Brandenburg. 1701 krönte sich der Kurfürst von Brandenburg in Königsberg zum "König von Preußen". Die neue deutsche Großmacht erwarb oder eroberte weite Teile von Norddeutschland und stellte von 1871 bis 1918 die deutschen Kaiser. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die ehemals führende Macht Deutschlands ganz zerschlagen. Ostpreußen ging an Polen und die Sowjetunion. Nach der Wende wurden die baltischen Staaten unabhängig; der Norden Ostpreußens mit der Hauptstadt Kaliningrad blieb russisch, jetzt aber vom Mutterland abgeschnitten. Der südliche Teil ist fest integriert in Polen und gehört neuerdings zur Europäischen Union. |
Schrift: ARIAL UNICODE MS
[1] Die Enns (Nebenfluss der Donau in Österreich) ist etwa 500 km vom Rhein bei Straßburg entfernt. Das ist etwa die Luftlinie von Danzig bis Dünaburg in Lettland (Ecke Litauern - Weißrussland) und von Dünaburg bis nach Sankt Petersburg. Bruzi meint also nicht nur Ostpreußen, sondern das ganze Baltikum. [2] Oberdeutsch /iu/ statt /u/ steht auch bei Hiunen, Riuzen 'Hunnen, Russen'. Im Mitteldeutschen wurde regelmäßig daraus /û/, das dem ursprünglichen Lautstand entspricht.
[3] Adam
schreibt auch [4] lettische Übersetzung von Kurland, zu zeme 'Erde' [5] Vgl. Holland < *Holtland und Holstein > *Holtsete (11er Jahrhundert: "Holcete dicti, a silvis, quas incolunt" 'Holzsassen, nach den Wäldern, die sie bewohnen). |
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Datum: 2005 Aktuell: 09.02.2019 |