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Heinrich Tischner Fehlheimer Straße 63 64625 Bensheim |
Nachts feste fastenSprachecke in den Echo-Zeitungen |
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Wenn's Abend wird, ist es schon fast Nacht, in der wir feste fasten, sogar an Festen, und morgens sind wir nüchtern. Wie gehören diese Wörter zusammen, fast, fasten, fest[1], Fest[2], Fastnacht[3], Nacht[4] und nüchtern[5]? Fasten bedeutete ursprünglich 'befestigen' (wie im Englischen), 'festhalten, sich an Regeln halten', auch an die, dass man nicht jederzeit alles essen darf. Das germanische Adverb fasto bedeutete 'streng nach Regel'. Wenn man etwas festhält, ist man nahe daran, daher das heutige fast 'beinahe'. Das Adjektiv fest war fastjas, umgelautet festi, und bezeichnete 'nicht loslassend', daher auch 'beharrlich', räumlich 'befestigt' sowie physisch 'dicht, zäh' und 'robust, stark'. Davon ist das verstärkende Adverb feste abgeleitet. Zu den Regeln gehörte auch das "Halten" von Feiertagen, an denen ein bestimmtes "Verhalten" vorgeschrieben war. Das Fest hat aber einen anderen Ursprung: Lateinisch fêstum war wie die Mehrzahl fêriae (altlateinisch fêsiae) eine 'heilige Zeit', dazu gehört auch fâ(s)num 'heiliger Ort'. Das lateinische f entspricht in diesem Fall indogermanischem dh (dhvehs- 'heilig'), das germanische aber p (pa(c)stós 'befestigt'). Nüchtern bedeutet 'mit leerem Magen'. Man tippte auf lateinisch nocturnus 'nächtlich', weil man ja am Morgen nüchtern erwacht. Das scheitert daran, dass nocturnus nur diese eine Bedeutung hat und das althochdeutsche Wort nuochtarn lautete, mit langem Vokal. Da das griechische nêstis 'nüchtern' aus ne-edstis 'nicht gegessen' entstanden ist, wird auch das n- im deutschen Wort eine Verneinung sein, und zwar von indogermanisch hoc- 'essen'[6], ne-hoc-tós 'ungegessen'. Nôctris ergab germanisch nôchtris, nüchter-n.
Die "geweihte"
Weihnacht ist die Nacht vor dem Geburtsfest Christi, und
Fastnacht die Nacht vor Beginn der
Fastenzeit. Das und nichts anderes bedeutet der Name des Narrenfestes. Die
mundartlichen Formen Fâsnet,
Fas(se)nacht erklären sich, weil im
Mittelhochdeutschen t zwischen zwei Konsonanten ausgefallen ist, so auch bei
geis(t)lich. Alle anderen
Deutungsversuche sind damit gegenstandslos und halten auch einer genaueren
Prüfung nicht stand.[7]
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Datum: 17.02.2015 Aktuell: 16.02.2021 |